Orgel-Restaurierung
Die Orgel in der
Pfarrkirche
Enzersdorf an der Fischa
Die ehemalige Orgel in der Pfarrkirche von Enzersdorf/Fischa wurde 1827 unbrauchbar. Daher wurde eine - aufgrund technischer Merkmale von G. Sonnholz 1726 erbaute - Orgel vom Kloster Mariabrunn um 220 Gulden angekauft und 1828 von Jacob Deutschmann in das bestehende renovierte Rokoko-Gehäuse aus dem Jahre 1754 eingebaut.
Johann Gottfried Sonnholz (1695-1781) - Erbaute die Orgeln der Stiftskirche in Melk und in der Basilika Mariazell
Im Dezember 1917 wurden die Zinnpfeifen von der Requisition für verschont erklärt. Bei vielen Orgeln wurden damals die Prospektpfeifen ausgebaut.
1934 wurde die schon sehr defekte Orgel vom Orgelbauer Ullmann repariert. Die Kosten haben die Chefs von der Firma Polsterer übernommen.
Es folgten kleinere Wartungen, Reinigungen und 2001 wurde sie neu gestimmt.
Die Orgel besitzt 9 Register:
MANUAL
Gedeckt 8‘
Octav 4‘
Flöte 4‘
Ouint 3‘
Octav 2‘
Superoctav 1‘
Mixtur 4f~
PEDAL
Subbass 16‘
Octavbass 8‘
Nach diversen Reparaturen und Beschwerden verschiedener Organisten wurde seit 2015 im Pfarrgemeinderat über eine Sanierung der Orgel diskutiert. Die Orgel steht unter Denkmalschutz und ist somit österreichisches Kulturgut.
Vom Kirchenmusikreferent für das Vikariat Süd, Herrn Herbert Gasser, wurde ein umfangreiches Gutachten über die Orgel angefertigt
Auszug aus dem Gutachten:
„Die Orgel der Pfarrkirche Enzersdorf/Fischa stellt aufgrund ihrer Baugeschichte sowie der technischen und klanglichen Merkmale ein wertvolles Klangdenkmal dar. Die Substanz der historischen Pfeifen ist nicht nur in ihrer handwerklichen Fertigung sondern auch nach klanglichem Höreindruck – sehr schöner, fülliger und singender Klang – als besonders wertvoll einzustufen.
Leider befindet sich das Instrument gegenwärtig in einem Zustand, der zum einen den Anforderungen eines angemessenen Orgelspiels nicht gerecht wird und zum anderen die originale und historisch gewachsene Substanz in ihrem Bestand gefährdet.
Daher ist eine umgehende Restaurierung dringend notwendig.“
Es folgte eine Orgel-Begutachtung von Experten des Bundesdenkmalamtes, vom diözesanen Orgelreferat und vom Referat für Kunst- und Denkmalpflege der Erzdiözese Wien. Aufgrund des Gutachtens wurden Kostenvoranschläge für die Orgel-Restaurierung und für die Sanierung des Gehäuses eingeholt.
Nachdem die thermische Sanierung des Pfarrhofes und der Neubau der Pfarrgartenmauer abgeschlossen waren, hat der Pfarrgemeinderat - unter der Prämisse, dass keine Schulden gemacht werden dürfen - 2016 den Grundsatzbeschluss zur umfangreichen Restaurierung unseres „Barockjuwels“ gefasst. Der Pfarrgemeinderat sieht es als seine Pflicht an, österreichisches Kulturgut für weitere Generationen zu erhalten. Das Orgel-Projekt wurde bei der Erzdiözese Wien, Bauamt, im a.o. Haushaltsplan für 2017 eingereicht.
Finanzplan
Von der Erzdiözese Wien gibt es für die Orgelsanierung zwar ein Darlehen aber keinen Zuschuss. Vom Bundesdenkmalamt bekommen wir einen kleinen Betrag.
Somit war klar, dass wir auf alle Fälle Spenden lukrieren müssen. Dies geschieht durch Briefe an ansässige Unternehmen mit der Bitte um Sponsoring. Die Bewohner von Enzersdorf und Kleinneusiedl werden durch Erlagscheinaktionen in den Pfarrnachrichten „Weihnachten 2016“ und Orgel-Pfeifenpatenschaften in den Pfarrnachrichten „Ostern 2017“ gebeten zu spenden.
Auftragsvergabe
In der PGR-Sitzung vom 14.3.2017 wurde nach Prüfung der vorliegenden Kostenvoranschläge und in Abstimmung mit dem Orgelgremium der Erzdiözese Wien die Auftragserteilung an Orgelbaumeister Christoph Allgäuer aus Würflach beschlossen.
In der VVR-Sitzung am 13.11.2017 wurde in Abstimmung mit dem Referat für Kunst- und Denkmalpflege die Auftragsvergabe für die Restaurierung des Orgelgehäuses - Marmorierug, Vergoldung und Zierrat - an die Vergolder- und Staffiermeisterin Anna Ochsenbauer aus Weiten beschlossen.
Abbau des Orgelwerkes
Am 18. Oktober 2017 war es soweit: Das Orgelwerk wurde behutsam ausgebaut und gut eingepackt in die Werkstätte des Orgelbaumeisters gebracht.
Dort steht auch die Schwesterorgel aus dem Kloster Mariabrunn (woher unsere Orgel stammt), die gleichfalls restauriert wird. Nach 200 Jahren sehen sich die Orgelschwestern beim Orgelbaumeister wieder. Zufall?
Die Restaurierung wird vom Bundesdenkmalamt und vom Referat für Kirchenmusik/EDW laufend geprüft.
Im Mai 2018 soll unsere Orgel wieder in der Pfarrkirche erklingen. Bis dahin wurde der Pfarre eine Ersatzorgel kostenlos zur Verfügung gestellt.
Spurensuche
Nach Abbau des Orgelwerkes wurden die einzelnen Teile in der Werkstätte des Orgelbaumeisters (OBM) genau begutachtet, um den aktuellen Zustand der Pfeifen und das Ausmaß des Schadens durch Holzwurmbefall an den einzelnen Orgelwerkteilen festzustellen.
Dabei begab man sich auch auf Spurensuche, welche Teile noch im Original vom Erbauer unserer Orgel Sonnholz vorhanden sind und welche Orgelbaumeister an unserer Orgel wann gearbeitet und sich im Orgelwerk verewigt haben. Da viele Spuren in unserer Orgel auf den "OBM Deutschmann" hinweisen, hat sich die Pfarre entschlossen, die Orgel nach dem gewachsenen Zustand zu restaurieren, dh hauptsächlich auf Deutschmann und nicht auf Rückführung nach Sonnholz.
Einige Ergebnisse der Spurensuche:
- Die Pfeifen der Register „Copel 8“ und „Flöte 4“ sind nicht original und passen aufgrund der Bauweise und Materialien klanglich nicht in unsere Orgel. Sie werden daher neu angefertigt.
- Es hat sich auch herausgestellt, dass in der Orgel ehemals ein Register „Fugara 4“ war. Dieses Register würde die klanglichen Möglichkeiten eines Orgelspiels enorm aufwerten. Daher soll es rekonstruiert werden und ersetzt damit das Register „Super Octav 1“, welches kaum verwendbar und weitaus anfälliger gegen Verstimmungen ist.
- Unsere alte Orgelbank ist vom Holzwurm zerfressen. Ein Ersatz ist dringend notwendig.
- Die Gehäuse-Restauratorin hat festgestellt, dass der vergoldete Zierrat mit einem farbigen, unschönen Lack behandelt wurde. Dieser sollte abgenommen werden, um ein schönes Ergebnis zu erzielen.
1. Orgelbegehung am 19.01.2018
Nach Abschluss dieser Erstbegutachtung wurde vom OBM ein Zwischenbericht erstellt und alle involvierten Stellen zu einer sogenannte „Orgelbegehung“ in die Werkstätte des OBM eingeladen. Ziel dieser wichtigen Zusammenkunft war, offene Fragen gemeinsam zu klären und die Ergebnisse der Spurensuche bzw des Zwischenberichtes in die weitere Vorgangsweise der Restaurierung einfließen zu lassen.
Teilnehmer: Bundesdenkmalamt, die Referate der Erzdiözese Wien für Kunst- und Denkmalpflege und Kirchenmusik sowie die Restauratorin für das Orgelgehäuse und die Vertreter der Pfarre.
2. Orgelbegehung am 02.03.2018
Die Pfeifen für die Register "Copel 8" und "Flöte 4" wurden aus Holz (Fichte, Ahorn und Buche) hergestellt und sind bereits fertig.
Das Register "Super Octav 1" besteht aus Original Sonnholz-Pfeifen, 300 Jahre alt. Das Bundesdenkmalamt hat dem neuen Register "Fugara 4" nur zugestimmt, wenn die Sonnholz-Pfeifen restauriert und in unserer Orgel deponiert werden. Damit bleibt dieses wertvolle Kulturgut für die nächsten Generationen erhalten und die Pfarrgemeinde hat eine klanglich enorm aufgewertete Orgel mit dem neuen Register "Fugara 4".
OBM Allgäuer wird eine neue Orgelbank nach Sonnholz anfertigen.
Einbau des Orgelwerkes
Am 12.04.2018 wurde mit dem Einbau des Orgelwerkes begonnen.
Ein neuer schallisolierter Motorkasten mit neuem Motor wurde hinter der Orgel angebracht.
Die neue rekonstruierte Orgelbank passt sehr gut zur Orgel.
Mit der Intonation und Stimmung am 27.04. wurde der Einbau abgeschlossen.
„Abnahme" der Orgel am 8. Mai 2018
durch den Kirchenmusikreferenten der EDW:
Die vergebenen Arbeiten wurden von der Firma Allgäuer in vollem Umfang und auf fachlich hohem Niveau ausgeführt. Die Abnahme der Orgel wird daher ohne Einschränkung empfohlen.
Dank der einfühlsamen, technisch wie klanglich einwandfreien Arbeitsweise der Restaurierungsfirma konnte das wertvolle Instrument wieder in einen optimalen Zustand versetzt werden.
Die Spielanlage ist beinahe geräuschlos, sensibel und leicht zu handhaben, der Klang zeichnet sich durch charakteristische Einzelstimmen in allen Tonlagen, farbenfrohe Klangmischungen und ein kraftvolles, zugleich warmes Tutti aus; die rekonstruierten Pfeifenreihen fügen sich gut in den historischen Bestand ein.
Zusammen mit der aufgefrischten Fassung stellt das Instrument somit eine wahre Bereicherung für die Kirche dar. Möge der strahlende Klang weiterhin die Gemeinde erfreuen und das Lob Gottes verkünden!
Mit herzlichem Dank für die gute Zusammenarbeit wünscht viel Freude mit der restaurierten Orgel, Ihr
Herbert Gasser
Pfingstsonntag, 20. Mai 2018: Unsere Orgel erklingt wieder im Gottesdienst für die Pfarrgemeinde und zum Lob Gottes.
Samstag, 15. September 2018:
Unsere Orgel wird von Weihbischof Franz Scharl gesegnet.
Bei einem festlichen Gottesdienst sang der Fischataler Chor zu den Klängen der neu restaurierten Orgel.
Zu diesem besonderen Fest konnte Herr Pfarrer Lucjan Naskret auch die Orgelpatinnen, die langjährige Organistin, Frau Edelgard Kundegraber und die Initiatorin der Restaurierung, Frau Ingrid Hochfellner, sowie den Restaurator, Herrn Christoph Allgäuer begrüßen.
Anschließend wurden die zahlreichen Gäste zum gemütlichen Beisammensein bei Speis und Trank in das Pfarrheim geladen.
Die Endabrechnungen sind nun fällig und wir bitten um Ihre Spende.
SPENDENMÖGLICHKEITEN
Patenschaften für Orgelpfeifen
Was heißt Patenschaft?
Je nachdem wieviel Geld Sie für die Orgelrestaurierung spenden möchten, suchen Sie sich Ihre Wunschorgelpfeife auf dem Orgelpfeifenplan aus. ZB von der Flöte den Ton F, dann tragen Sie C/4 in das Formular ein, füllen es vollständig aus und werfen es in den Briefkasten der Pfarre oder senden es per Mail. Die Höhe des Spendenbetrages können Sie aus der Legende und den Farben des Orgelpfeifenplanes erkennen.
Formular zum Downloaden und Ausdrucken....
Benötigen Sie ein Geschenk? Verschenken Sie eine Orgelpfeifen-Patenschaft zum Geburtstag, Hochzeitstag usw.
Auch Vereine sind herzlich eingeladen, eine Orgelpfeifen-Patenschaft zu übernehmen.
Es entstehen für Sie keine weiteren Verpflichtungen.
Silbener Sonntag und Opferstock:
Bis inkl. Mai 2018 wird die Kollekte vom Silbernen Sonntag (meistens der 1. Sonntag im Monat) und die Spenden in den Opferstöcken für die Orgelrestaurierung verwendet.
Diese Spenden können namentlich nicht zugeordnet werden und sind daher anonym.
Erlagschein/Überweisung:
Röm.-Kath. Pfarramt Enzersdorf
IBAN: AT31 3282 3000 0010 8803
BIC: RLNWATWW823
Bitte unterstützen Sie die Restaurierung der Orgel mit Ihrer Spende.
Jede Spende ist uns willkommen und wird in ein Spendenbuch eingetragen.
Die Namen der 10 Höchstspender werden auf einer Tafel in der Pfarrkirche festgehalten (falls sie damit einverstanden sind).
Fragen zum Projekt "Orgel-Restaurierung" beantwortet gerne:
Ingrid Hochfellner, Tel: 0676/5951252
Zitat aus dem „Sacrosanctum Concilium“ des 2. Vatikanischen Konzils:
„Die Pfeifenorgel soll in der lateinischen Kirche als traditionelles Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden, denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen Zeremonie wunderbar zu steigern.“